Über mich

Architektur und Kunst.
Beruf und Berufung vereint

Sämtliche Sinne verwenden, um genau zu verstehen und verstanden zu werden. Sensibilisierung auf das Alltägliche, Banale. Im Bestehenden Qualitäten und Augenweiden entdecken. Sehgewohnheiten auf den Kopf stellen, hinterfragen, ausreizen. 

Kunst

Am Anfang gingen die fotografischen und die gezeichneten Arbeiten zwei eigene Wege. Die Faszination einen Moment mit der Hilfe des fotografischen Auges festzuhalten, ein ausgewähltes Motiv mit dem Zufall zu verbinden und die Faszination Strukturen zu entdecken und in Zeichnungen umzuwandeln. Im Laufe der Zeit haben sich die beiden Wege zu Einem vereint. Fotografien werden zu Zeichnungen und die Zeichnungen werden zu Objekten ohne Striche. Weiss in Weiss als Gipsrelief, Papierobjekt.

Ausschnitt aus Eröffnungsrede zu der Ausstellung 2008:

„…Cláudio Antunes entwickelt Werke von hohem Abstraktionsgrad und bestechender graphischer Qualität, die jeweils bemerkenswert verschiedenartige Bilddynamiken entfalten und so das Betrachterauge in Bann schlägt.“

Werdegang

2019  Bestandesaufnahmen und Gutachten Zwingli Kirche in Zürich / Wohnungssanierung Zürich Seefeld / Sanierung Zweifamilienhaus in Binningen

2018  Wohnungssanierung Zürich Seefeld / Garage zu Büro in Zürich / Küchenumbau in Zürich / Projektstudien / Kostenvoranschläge für Umbauten

2016 – 2017  Sanierung Einfamilenhaus in Basel / Akkustiksanierung Kulturhaus Helferei Zürich / Wohnungsumbau in Erlenbach / Kostenvoranschläge für Fassadensanierungen

2014 – 2015  Sanierung Mehrfamilenhaus aus der Gründerzeit in Zürich Wipkingen / Wohnungsumbau in Zürich Witikon / Balkonverglasung in Zürich Enge

2014  Selbständigkeit

2010 – 2013 Umbau Sanierung Wohn- und Geschäftshaus Basler Altstadt für Ladner Meier Architekten

2007 – 2009 Umbau Sanierung von zwei Stadtvillen in Zürich für Hubacher + Peier Architekten

1996 – 2006 Freelance in verschiedenen Architekurbüros in Zürich

1994 – 1995 Umbau Sanierung Herrschaftshaus Portugal

Ausstellungen

Einzelausstellung, Binz 39, Zürich, 2012

Einzelausstellung, Basler & Hofmann Galerie Rehalp, Zürich 2007

Einzelausstellung, Galleria Graziosa Giger, Leuk-Stadt, 2004 

Einzelausstellung, Galerie Nordstrasse, Zürich, 2001 

Publikationen

Artikel in „Schweizer Monatshefte“, Knappes Wasser, Bilder von Cláudio Antunes November 2007

Der Zeitmikroskopierer

Werke von Cláudio Antunes

Suzann-Viola Renninger

Der Auslöser einer Kamera kann wie ein Lasso sein, das einen Moment der Zeit einfängt, fixiert und auf die Stelle zwingt. Bei Schnappschüssen ist der Zufall im Spiel, bei Zielphotos Technik und Lichtschranke. Ein Klick, und der entscheidende Moment ist gebannt – Einstein, der die Zunge rausstreckt (ja, auch dieses Kultbild ist ein Schnappschuss, aufgenommen an seinem 72. Geburtstag), oder die Fussspitze jenes Läufers, der zuerst die weisse Ziellinie berührt. Momente, so ungewöhnlich, dass sich für ein Photo kaum ein zweitesmal die Gelegenheit ergibt, oder zu kurz für unser Auge, um sie wahrnehmen zu können.

So ein Momentphotograph – allerdings einer jenseits des nicht zu kalkulierenden Zufalls oder der Lichtschranke, auch die Sujets sind andere – ist Cláudio Antunes. Er könnte auch als Zeitmikroskopierer bezeichnet werden.

Ernst Bloch schrieb einst über die Zeitlupe im Film: «Das verlangsamte Leben wirkt leicht und friedlich, Boxer streicheln sich, der Kinnhaken landet als Liebkosung». Während bei der Zeitlupe alles gedehnt erscheint, ein Vorgang verlangsamt wird, jedoch nicht so weit, dass er stehen bliebe, schaut ein Zeitmikroskopierer genauer hin. Die Zeit wird von ihm so weit auseinandergezogen, bis sie reisst und ein singulärer Moment aus ihr herausfällt. Zeit auf den Punkt oder auf das Bild gebracht, auf Augenmass, auf Menschenmass.

«Das angehaltene Leben wirkt entstofflicht, trübes Flusswasser vergoldet sich, die Schweizerfahne zerfliesst als Morgenröte und Wolkenweiss», so könnten in Anlehnung an Bloch die Werke Cláudio Antunes’ beschrieben werden. Die romantisierende Beschreibung passt zu dem, was er von sich erzählt. Er lässt sich Zeit. Geniesst das Laisser-faire, sein mediterranes Erbe, wie er sagt. Arbeitet jedoch, hier dominiere der Einfluss der Zwinglistadt Zürich, die eine Hälfte der Woche als Architekt in einem Büro, die andere als Künstler in seinem Atelier. Er sagt, dass er viel spazieren gehe. Oft dieselben Wege. Entlang dem Schanzengraben in Zürich, am Ufer des Luganersees, an den Wassern Italiens und Portugals, seine alte Kamera in der Jackentasche. Da er noch immer analog photographiert, sein Film daher nur 36 Bilder aufnimmt, drückt er vergleichsweise selten auf den Auslöser.

Cláudio Antunes schätzt seine Kamera, weil er mit ihrer Hilfe zu Gesicht bringen kann, was mit blossen Augen im fliessenden und gleissenden Wasser nicht zu erkennen ist. Er ahnt, was er photographiert (der Zufall wird ihm vermutlich keinen zungenraustreckenden Neptun bescheren) und versucht daher, das Ungewisse zu kalkulieren. Hat er 36 Momente mikroskopiert, lässt er den Film entwickeln. Bedächtig und nicht überstürzt ist auch die Auswahl jener wenigen Photos, die eingescannt, digitalisiert, nicht aber digital nachbearbeitet werden, und auf Formate von bis zu einem Meter Breite und einem halben Meter Höhe übertragen werden.

Nur Indirektes ist auf den Photos zu sehen. Die gehisste Schweizerfahne*, eine erleuchtete Fensterfront oder das Herbstlaub werden vom bewegten Wasser gespiegelt (auch das Blau des Wassers, betont Cláudio Antunes, sei nichts weiter als die Spiegelung des Himmels), die Spiegelungen werden vom Photographen entdeckt, von seiner Kamera auf- und zuletzt von uns wahrgenommen. Diese Aufeinanderfolge, das Auge des Sees, des Photographen, der Kamera und des Betrachtes, lassen schliesslich selbst etwas so Pro-saisches zu einem lustvollen Erlebnis werden, wie einen Laternenpfahl am Uferweg, der vom Wasser eines verdriesslich daherfliessenden Stadtgrabens reflektiert wird.

* Ein Ausschnitt dieser Photographie findet sich auf dem Titelblatt.

Cláudio Antunes, geboren 1968 in der Schweiz, aufgewachsen in Portugal, lebt und arbeitet, nach einer Lehre als Hochbauzeichner und einem Architekturdiplom, als Architekt und Künstler in Zürich.

Abbildungen seiner Photographien finden sich auf den Seiten 9, 14, 32, 33, 39, 45, 55 sowie dem Titelblatt und der Innenklappe (claudioantunes.ch). 

Einige Exemplare der vergriffenen Zeitschrift sind bei mir auf Lager.